Der Bauerngarten im Jahreskreis:
Das Frühlingserwachen
Die Sonne schickt die ersten warmen Strahlen, die Blumen strecken ihr die Köpfe entgegen. Die Felder verwandeln sich von weiß-braun-gefleckt in sattes Grün. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mit dem Frühlingsduft in der Nase steigt bei mir immer die Motivation, Garten, Balkon und Co. auf Vordermann zu bringen. Ganz ähnlich geht es der Ebener Bäuerin Elisabeth Jäger. Nach der Winterpause steht viel Arbeit an im Bauerngarten am Buschberghof.
Als ich am Hof der Familie Jäger ankomme, begrüßt Hofhündin Maja mich ganz stürmisch und verlangt nach einer Streicheleinheit, bevor Elisabeth mir ihren Garten zeigen kann. Dieser ist aufgrund der Hanglage in drei Terrassen angelegt – somit kann der Regen die Saat und die Erde nicht abschwemmen. Abgetrennt sind die Ebenen durch Leitschienen – etwas unerwartet, aber auch irgendwie cool. Zwischen den Schienen wachsen und blühen bereits reihenweise Erdbeerpflanzen - jeder Quadratzentimeter wird genutzt. In den Beeten ist allerdings noch kaum etwas Grünes zu sehen. „Wir warten die Eisheiligen Mitte Mai ab. Hier auf 1200m Höhe kann es da richtig eisig werden“, erklärt Elisabeth. Erst dann pflanzt sie Salat und Gemüse.
Vor dem Pflanzen müssen die Beete aber noch vorbereitet werden. Mit frischer, reichhaltiger Komposterde füllt Elisabeth die vom letzten Jahr ausgezehrten Beete auf. Sie achtet dabei sehr darauf, die einzelnen Schichten nicht zu vermischen. Das Umgraben zerstört die natürlichen Schichten des Bodens und damit die Lebensräume unzähliger Kleinsttiere und Sporen, die für einen gesunden Boden sorgen. Lediglich die oberste Schicht wird behutsam mit der neuen Erde vermischt, bis alles schön locker ist. „Bleibt die Erde am Stiefel kleben, ist der Boden noch zu feucht“ – das merk ich mir.
Rund um die Beete blüht der Garten buchstäblich schon auf. Märzenbecher, Schlüsselblumen, Schneeglöckchen, aber auch der Zwetschken- und Marillenbaum sorgen bereits für eine Farbenpracht. Die Blüten sind aber nicht nur schön anzusehen, sie ziehen auch nützliche Insekten wie Bienen an. Auf künstliche Dünge- oder Schädlingsbekämpfungsmittel verzichtet Elisabeth sowohl im Beet als auch bei den Blumen. Ihr Trick ist, Schädlinge auf natürliche Art und Weise fernzuhalten, indem sie z.B. Lavendel neben Rosenstöcke pflanzt. Läuse mögen den Duft von Lavendel nämlich nicht und bleiben somit den Rosen fern. Auch im Gemüsebeet gibt es Kombinationen, die sich gegenseitig die Schädlinge vom Stängel halten. Zwiebeln helfen z.B. dabei, die Karotten vor den Möhrenfliegen zu schützen. Und um die Mäuse vom benachbarten Feld fernzuhalten, hat Elisabeth am Rand des Gartens Kren (Meerrettich) gepflanzt, denn die Nager meiden diesen starken Geruch lieber. Eine weitere Anti-Maus-Spezialität: zwei Plastikflaschen. Genauer gesagt, eine Art Windrad aus Flaschen, die auf einer Metallverstrebung stecken. Bei Wind übertragen sich Geräusch und Vibration durch das Metall in den Boden und schreckt ebenso Mäuse ab.
Anders als Mäuse sind Kröten, Frösche, Eidechsen und sogar Ringelnattern herzlich willkommen in Elisabeths Garten. Ein kleiner Froschteich und viele Unterschlupfe sorgen dafür, dass diese sich wohlfühlen und fleißig proteinhaltige Insekten als Mittagssnack verspeisen. „Ein Garten kann und soll nicht steril sein. Ich führe keinen Kampf gegen meinen Garten, ich sehe mich eher als Pfleger der Natur“, meint die Bäuerin. Ihre Liebe zum Garten verdankt sie vor allem ihrer Mutter, das handwerkliche Geschick hat ihr der Vater mitgegeben. Im Laufe der Jahre hat sie sich noch weiteres Wissen angeeignet, durch lehrreiche Bücher und Vorträge. „Und manchmal muss man einfach selbst draufkommen.“
Natürlich hat nicht jeder so viel Platz zum Gärtnern. Dass das aber auch ohne Garten möglich ist, kann Elisabeth bestätigen. Eine ihrer Töchter hat während des Studiums einen Sack Erde auf den Balkon gestellt und Löcher ausgeschnitten. Darin hat sie neben Kräutern sogar Tomatenpflanzen gezogen (ohne Geling-Garantie ;)). Apropos Kräuter: Elisabeth verrät mir, dass Kräuter ungedüngte, eher karge Erde und einen sonnigen Einzelplatz bevorzugen, z.B. in einem Blumenkasten, in den man einzelne kleine Töpfe reinstellt. Das werde ich zu Hause gleich mal ausprobieren. Habt ihr auch ein paar besondere Tipps parat? Und was habt ihr am liebsten in eurem Garten oder auf eurem Balkon?
Im Sommer darf ich Elisabeth das nächste Mal besuchen – ich bin schon gespannt, wie ihr Garten dann aussehen wird und was sie alles zu erzählen hat :).
Bildnachweis: Angelika Pfuner, Michaela Jäger