Wenn ich an blühende Almwiesen denke, fallen mir als erste das zierliche Edelweiß, der sattblaue Enzian oder der purpurne Almrausch ein. Unsere alpine Pflanzenwelt umfasst jedoch fast 4.000 verschiedene Arten, deren Nutzung seit Jahrhunderten zum kulturellen Erbe unserer Region gehört. Die Blumen, Kräuter, Gräser und Bäume sind wahre „Kraftlackeln“ und stecken voller Vitamine. Recht bekannt sind etwa der sonnengelbe Huflattich, der weiß blühende Spitzwegerich, der Schwalbenwurz-Enzian und natürlich der Löwenzahn. Blüten und Blätter können in einem frischen Salat, für Eintöpfe oder Suppen verwendet werden. Getrocknet könnt ihr sie als wohltuenden Tee genießen. Einige unserer regionalen Landwirte zaubern aus bestimmten Pflanzen wie Meisterwurz, Enzian oder Zirben herrliche Schnäpse, die typisch für die Alpenregion sind.
Kräutersammeln kann natürlich jeder. Wichtig ist, dass ihr euch vorab gut über die verschiedenen Kräuter und Gewächse informiert oder ein Buch zum Nachschlagen mithabt. Manche Pflanzen sind nämlich streng geschützt oder nicht für den Verzehr geeignet. Manche sind auch giftig, wie etwa der bei uns weit verbreitete blaue Eisenhut. Im Zweifel gilt: Pflückt bitte nur jene Kräuter, die ihr kennt!
Almkräuter schmecken nicht nur gut – manche sind bei leichten Beschwerden natürliche Heilmittel und können helfen Krankheiten vorzubeugen. Pflanzenstoffe wie Cumarin, Gerbstoffe, Flavonoide und ätherische Öle wirken entzündungshemmend, blutdrucksenkend und beruhigend. Früher wurden alpinen Pflanzen aufgrund ihrer Heilwirkung sogar Zauberkräfte nachgesagt. Auch wenn die Heilkraft inzwischen wissenschaftlich erklärbar ist, bleibt ein gewisser Zauber. Riecht einfach einmal an einem Bündel getrockneter Almkräuter – ihr werdet sofort ein wohliges Gefühl spüren.
Wenn unsere Gamskogelbahn am 27. Juni in den Sommerbetrieb startet, erwartet euch ein ganz besonderes Naturphänomen: Der Almrausch steht in voller Blüte und überzieht die Wiesen mit einem tiefpurpurnen Schleier. Die auch Alpenrose genannte Rhododendronart ist in den österreichischen Alpen heimisch und fühlt sich auf Almwiesen wohl, die zwischen 1.500 und 2.800 Höhenmetern liegen. In Zauchensee findet ihr vor allem am Gamskogel beide Arten des Almrauschs: die Wimper-Alpenrose und die rostbraune Alpenrose. So schön er auch ist: Wie alle Rhododendronarten ist der Almrausch giftig, also nur zum Bewundern, aber nicht zum Verzehr geeignet.Ich freu mich schon auf den Bergsommer in Zauchensee – ihr auch?