Stoneman Taurista - Drei Farben: Bronze

Auf Hüttentour im Salzburger Land. Verteilt über drei Tage, bietet der Stoneman Taurista Mountainbikern nicht nur Natur pur, Panorama satt und eine Trophäe in Bronze. Auch für Kulinarik und Almgenuss bleibt beim Durchqueren der Niederen Tauern genügend Zeit.

Kaiserschmarrn. Fluffiger, goldgelb gebackener, reichlich gezuckerter Kaiserschmarrn. Dazu zweierlei Obstmus und Häferlkaffee. Was habe ich mich auf diesen Augenblick gefreut!Seit ich zum ersten Mal die Homepage des Stoneman Taurista besucht habe, verfolgt mich dieses Bild von drei Bikern, die im milden Licht der Abendsonne einen Teller der deftigen Süßspeise teilen. Und nun sitze ich selbst hier unter dem weit auskragenden Dachvorsprung des Sattelbauer, spüre die knisternde Wärme des zur Neige gehenden Sommertages im Gemäuer hinter mir und stelle mit großer Genugtuung fest: Der Kaiserschmarrn sieht genau so aus wie auf dem Bild! Mit einer Ausnahme, doch die ist mir nach 1.700 Höhenmetern nur recht: Ich bin alleine zu dem paradiesisch gelegenen Berggasthof geradelt; ich muss meine süße Sünde mit niemandem teilen …Auch muss ich, anders als heute Mittag und tags zuvor, keinerlei Rücksicht mehr nehmen auf das, was noch kommt. Denn ich habe fertig. Nach drei Etappen, zwei Gipfeln und einer echten Tauernüberschreitung ist meine Starterkarte acht Mal durchlöchert und meine Beweissammlung komplett. Ich bin ab sofort erfolgreiche Bezwingerin des Stoneman Taurista.

Insgesamt 4.500 Höhenmeter verteilt auf 123 Kilometer umfasst diese durchgehend beschilderte Mountainbike-Tour in den Radstädter und Schladminger Tauern. Eine stolze Zahl. Nur: Es zwingt einen ja niemand, dieses Pensum am Stück zu absolvieren – ganz im Gegenteil! Auch Genussspechte wie ich, die sich für die Runde volle drei Tage Zeit lassen, gelten als „Finisher“ und werden namentlich in der hochoffiziellen Statistik geführt. Mehr noch: Ihr mindestens so hedonistisches wie sportliches Tun wird sogar mit einer Trophäe, dem Stoanamandl in Bronze, belohnt. Mögen andere nach der Auszeichnung in Silber (Zweitagestour) oder gar Gold (Tagestour) streben, ich pflege derweilen den verdienten Einkehrschwung – das war für mich von vornherein klar!

Von der alten Stadt ins Gebirge

Weniger klar war mir anfangs, wo ich meine Zelte aufschlagen sollte, um die Runde in drei möglichst gleiche Teile zu splitten. Nach eingehendem Studium der Online-Vorschläge entschied ich mich schließlich für kleines Gepäck und den Ennsradweg als Verbindungstrasse zurück ins Quartier, mit Basislager Radstadt.Die „alte Stadt im Gebirge“ würde mit ihrem mittelalterlichen Flair und mondänen Hauptplatz eine passende Kulisse für meine Feierabende bilden. Die Zusatzkilometer hielten sich in Grenzen, und führe ich am letzten Tag gleich aufs Grießenkar und zur Edelweiß-Alm und erst dann zum Sattelbauer, könnte ich sowohl die bruzzelnde Nachmittagssonne am Flachauer Skiberg vermeiden, als auch meinen Traum vom finalen Kaiserschmarrn realisieren.

Gesagt, getan. Wie es der Zufall wollte, erhielt ich auf den ersten beiden Etappen Gesellschaft. Heli, Bergfloh und Mountainbiker der alten Schule, begleitete mich von Altenmarkt hinauf zum Rossbrand. Im Lauf des Tages stellte sich heraus, dass der drahtige Filzmooser nicht nur MTB-Guide, Schilehrer und Kletterer war und jeden Stein entlang der Route mit Namen kannte; der Sonnenanbeter hatte auch bereits den Stoneman Taurista in Gold geschafft!Flotten Trittes ging's an seinem Hinterrad auf Asphalt zur Reitlehenalm und dann weiter über Schotter, einen romantischen Waldweg samt knackiger Schiebepassage und verschlungene Moor-Pfade zum Gipfel des Rossbrand. Dort kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: Rundherum Berge, nichts als Berge! Und sogar ein Gutteil dessen, was noch vor mir lag, offenbarte sich von dort … was für ein Panorama! Auf abwechslungsreichen Naturtrails und flotten Forststraßen düsten wir anschließend größtenteils bergab zum Mandlberg, und schon war Teil 1 geschafft.

Entspannte Königsetappe

Tag 2 spülte mich bei der Anfahrt nach Mandling Ernst Kainz in die Hände. Wer unter dem Label TauernBikeTours professionell durch die Salzburger Sportwelt führt sowie höchstpersönlich an der Stoneman Routenführung mitgearbeitet hat, ist förmlich prädestiniert, mich von Forstau über die Seekarscharte nach Obertauern zu begleiten. Lautet dessen Credo „Biken ist mein Hobby, Essen meine Leidenschaft“, wird die Geschichte überhaupt perfekt.

Garniert mit Ernsts Anekdoten, verlor das kompromisslose Steilstück zur Oberhütte seinen Schrecken, geriet die lange Tragepassage über den mit 2.110 m höchsten Punkt der Runde zur Nebensache und verging der Rückweg nach Radstadt über die Obertauerner Trails und den Taurachtal-Radweg wie im Flug. Umso einladender präsentierten sich im Gegenzug die Gastgärten und Sonnenterrassen der Hütten und Almen. Die atemberaubende Umgebung wandelte sich dank seiner alpinen Landeskunde von anonymen Schönheiten zu markanten Wahrzeichen à la Lungauer Kalkspitze, Mosermandl oder Oberhüttensee. Und beim beeindruckenden Johanneswasserfall turnten vor meinem geistigen Auge gar die Schulklassen seiner Kindheit über die Steige, Stiegen und Stufen hinter dem 60 Meter tief stürzenden, rauschenden Vorhang aus Nass.

Tag 3 offerierte als wortwörtlichen Höhepunkt das Grießenkar. Auch am Ende dieser 950 Forststraßen-Höhenmeter erwarteten mich fantastische Aussichten. Diesmal aber nicht nur in die Salzburger Bergwelt. Der 3,7 km lange Hard Rock Trail durch den gesamten Bikepark Wagrain versprach ein Abfahrtsvergnügen der besonderen Art – und hielt es auf jeder einzelnen Welle, Wurzel und Stufe! Dann noch dort und da ein paar Hügel und Höhenmeter, und nun also mein verdientes Finisher-Mahl …

Hüttenhopping und mehr

Während ich mich mit fantastischem Blick auf Dachstein und Bischofsmütze meinem lang ersehnten
Kaiserschmarrn widme, kommen mir die weiteren Zwischenstopps der vergangenen Stunden und Tage wieder in den Sinn. Etwa das völlig unvermittelt aufgetauchte Renaissance-Juwel Schloss Höch; oder das Bauernhofmuseum bei der Edelweiß-Alm, das mir authentisch die Lebens- und Wirtschaftsweise vergangener Tage vermittelte. Weiters die Schnaps- und Whiskeybrennerei Mandlberggut, wo neben Panorama-Kaffee und -Kuchen natürlich eine Kostprobe aus der Dachstein Destillerie sein musste.Noch einmal bimmeln die Kuhglocken und lachen die Kinder im hochalpinen Oberhütten-Idyll, und sehe ich die Wirtin der Maierlalm förmlich grinsen, wenn sie zum Thema Stoneman-Gästeandrang meint: „Doch, doch, ein paar hat's mir schon  zuwag'rengt.“ Die zarten Mozarella-Scheiben und der würzige Radstädter Käse auf der Steinalm fallen mir wieder ein, und mit diesen Bildern kommen auch die zugehörigen Geräusche und Empfindungen zurück und lullen mich ein: das dunkle Knacken, mit dem sich die wettergegerbte Hüttenwand im Sonnenlicht räkelt. Der lieblich duftende Blumenschmuck am Tisch. Der angenehme Kauderwelsch, zu dem sich das Gläserklirren und die Gespräche anderer Gäste vermengen. Glatt einnicken könnte man da, satt und zufrieden ob des Geleisteten – ein kleines Weilchen nur …

Das Wichtigste in Kürze

Streckenlänge: 123 km/4.500 Hm
Höchster Punkt: Seekarscharte, 2.110 m
Reisezeit: Strecke von Mitte Juni bis Ende September geöffnet; Befahrung der Forstgebiete nur mit einer Stunde Zeitabstand zu Sonnenauf- bzw. -untergang

Alle Infos dazu findet ihr HIER.

Info

PS: der Streckenverlauf für den Stoneman Taurista hat sich ab der Saison 2024 geändert.

Mehr Infos findest du hier.

Bildnachweis: Lisi Hager, TauernBikeTours