Und erst dann ist in Flachau so richtig Weihnachten

Es ist Heiliger Abend, kurz nach 16.00 Uhr, und die Dämmerung setzt ein. Zeit für die Bläsergruppe der Trachtenmusikkapelle Flachau sich auf den Weg in den Talschluss nach Flachauwinkl zu machen. Hier, beim Jagdhaus Kiener gibt die Partie rund um Peter Schnell zum ersten Mal an diesem Abend „Stille Nacht, Heilige Nacht,“ das wohl berühmteste und berührendste Weihnachtslied der Welt, zum Besten.

Das Ensemble aus zwei Flügelhörnern, zwei Tenören und einer Tuba wird an diesem Abend noch an mehr als zwanzig Stationen zwischen Flachauwinkl und Reitdorf mit seiner musikalischen Darbietung für Weihnachtsstimmung sorgen. Dabei trotzen die Musikanten Wind und Wetter und sollte es mal ganz besonders kalt sein, wird die Tuba für den richtigen Ton liebevoll mit einer Wärmeflasche warmgehalten, wie mir Peter Schnell, für den, das „Stille Nacht Blasen“ bereits seit mehr als 50 Jahren zugehört, erzählt.

Die Bescherung findet im Hause Schnell immer ein bisschen später statt als bei anderen Familien. Aber daran sind alle gewöhnt, zumal auch Tochter Bernadette eine Zeit lang Mitglied der Bläsergruppe war. Im Winter 1949/50 sind die Stille Nacht Bläser erstmals durch das Flachautal gezogen. Die Idee dazu stammte von Altkapellmeister Michael Huber, der damals gemeinsam mit den Söhnen vom „Vorderrohr“ Rupert und Rudi Kaml zuerst per Pferdeschlitten, später dann per Traktor zu den Bauernhöfen gefahren ist, um musikalische Weihnachtswünsche zu überbringen.

Heute wie damals ist das Warten auf die Stille Nacht Bläser im ganzen Ort ein soziales Ereignis, denn es bringt die Leute zusammen. So trifft man sich an den Stationen, es wird geplaudert und oftmals mit einem kleinen Umtrunk auf Weihnachten angestoßen. Auch für viele Stammgäste ist der Auftritt der Stille Nacht Bläser schon eine liebgewordene Tradition. Und spätestens, wenn die ersten Töne erklingen, fallen Hektik und Stress ab und es ist wirklich Weihnachten in Flachau.

Bildnachweis: Gerald Oberreiter